Münchilkapelle

Eine kleine zweischiffige Kapelle, je eine Säule, ein acht- und viereckiger Pfeiler bilden die Mittelstützen der von zwei Tonnenwölbungen überdeckten sog. Münchilklisse. Es ist ein rein dekorativer Stützenwechsel, den wir noch weiter in den Höhlenbauten Kappadokiens antreffen werden. Blendnischen unterbrechen die Flucht der Tuffwände. Ein Templon ist vor dem Bema aus dem Mutterstein ausgehauen. An den Stützen treffen wir wieder die griechischen Kreuzsymbole, die wie der Rauten- und Zickzackschmuck der Bogen und Kapitäle dem ältern Stil angehören. Die jüngern Fresken sind teils heruntergefallen, teils durch die Zeit sehr unkenntlich geworden. Im Vestibül halten die Paladine der griechischen Kirche, Georg und Demetrius, wie die Dioskuren auf den antiken Sarkophagen Wacht. Denn auch die Münchilklisse ist eine Grabkapelle. Vom Tympanon der Vorhalle schauen die Heiligen Pantelemon und Enimachus in perlenreicher Tracht und goldnen Nimben mit Büchern in den Händen herab. An der Tonnenwölbung des nördlichen Schiffs, die durch eine dreigeteilte Bordüre am Scheitel in zwei Hälften geteilt ist, sieht man den Engel, der dem Hohepriester Zacharias vor dem Tempel erscheint mit dem Befehl, Maria mit dem Witwer Joseph zu vermählen, weiterhin die Begegnung Marias und Elisabeths und die sog. Fluchwasserszene aus dem Protevangelium des Jakobus: Maria und Joseph müssen zum Bewis ihrer Unschuld das Prüfungswasser trinken, das im alten Testament der Hohepriester dem des Ehebruchs verdächtigen Eheweib im Tempel reichte (Protevangelium des Jakobus cap. 8. 15. 16 und Kindheitsevangelium cap. 12). Die Reise nach Bethlehm schließt die eine Bildhälfte ab. Die andere bringt Christi Geburt, die einzige noch erhaltene Szene. Im Chor thront der Pantokrator in Mandorla und Kreuznimbus, von Cherubimen mit übergeschlagenen Flügeln umgeben. Kompositionell sind die Darstellungen von Kanonesbogen eingerahmt, ein Zeichen für die Wechselwirkung von Wand- und Buchmalerei. An der Unterwand ist ein Behang hingemalt, der die Wandteppiche der Kirche Deutlich erkennen läßt. Das hintere Schiff, obwohl mit Stuck beworfen, blieb wie manche Höhlenkirchen wohl wegen der nach der Tiefe zunehmenden Dunkelheit unbemalt. Neben der Münchilkilisse war ein Raum zum Keltern von Wein oder zum Pressen von Öl hergerichtet.

Quelle: Text von Hans Rott Kleinasiatische Denkmäler

DSC_0480a
DSC_0480b (Quelle Hans Rott Kleinasiatische Denkmäler)
DSC_0482a
DSC_0488a
DSC_0489a
DSC_0490a
DSC_0491a
DSC_0492a
DSC_0493a
DSC_0494a
DSC_0495a
DSC_0496a
DSC_0497a
DSC_0498a
DSC_0499a
DSC_0500a
DSC_0501a
DSC_0501aa(alte Vorlage)
DSC_0501aaa(alte Vorlage)
DSC_0502a
DSC_0503a
DSC_0504a
DSC_0506a
DSC_0507a
DSC_0509a
DSC_0512a
DSC_0513a
DSC_0515a
DSC_0517a
DSC_0518a
DSC_0520a
DSC_0523a
DSC_0524a
DSC_0525a
DSC_0527a
DSC_0528a
DSC_0529a
DSC_0530a